Schwangerschaftsabbruch ?

 

Es liegt mir sehr am Herzen über dieses Thema zu sprechen.

Vorab möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass kein Mensch, der nicht in solch einer Situation gesteckt hat, nachempfinden kann, was eine Frau fühlt, die vor der Wahl steht eine gewünschte Schwangerschaft zu beenden. Jeder sollte auch vorsichtig mit Äußerungen sein, wie " das hätte ich aber nicht getan", egal wie sie sich entscheidet. Denn die Entscheidung für oder gegen einen Abbruch ist immer von der jeweiligen Persönlichkeit und Lebenssituation einer Frau abhängig . In die kann sich kein anderer Mensch hinein versetzen. Ich persönlich respektiere beide Entscheidungen.

Ich war auch in dieser Situation. Obwohl ich immer gehofft hatte niemals vor solch einer Wahl zu stehen. Doch meine Lena war so krank, dass dies schon bei einer normalen Ultraschalluntersuchung mit einfachen Geräten aufgefallen war.

                       Ich habe mich gegen einen Abbruch entschieden.

Für mich kam es einfach nicht in Frage. Ich für mich weiß, dass ich mit einem Abbruch nicht hätte leben können.

Doch einfach war es nicht mit dieser Entscheidung zu leben.

Mein Problem war gar nicht so sehr das, mit einem kranken Kind leben zu müssen. Nicht das mir das keine Angst gemacht hätte, aber viel mehr standen äußere Faktoren im Vordergrund, die mir so oft ein schlechtes Gewissen bereitet haben, auch wenn vieles nicht immer so ausgesprochen wurde.

Mit dem Einräumen einer Wahlmöglichkeit wird einer Frau das Gefühl gegeben, sie könne an ihrer Situation etwas ändern, hätte gar die Verantwortung für ihre weitere Situation. Wenn sie dann hinterher überfordert sein sollte : Sie hätte ja etwas daran ändern können.

 

Ich hatte mir diese Situation nicht gewählt

 

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Mein Kind war nun mal krank. Darauf hatte ich keinen Einfluss gehabt.

Für mich war es das gleiche, ob meine mittlerweile 4-jährige Tochter plötzlich schwer krank wird oder das Kind, dass ich in mir trage. Beide haben die gleichen Rechte.

Bei meiner "Großen" müsste ich auch mit dieser Situation leben.

Sowohl ich, als auch mein Mann, sahen es so, dass wir die Verantwortung für unsere Kinder bereits zu dem Zeitpunkt übernommen haben, in dem wir nicht mehr verhütet haben und "Leben" entstehen kann.

Mit starkem sozialen Druck hatte ich glücklicherweise nicht zu kämpfen, kann mir jedoch vorstellen, dass das bei manchen Frauen der Fall ist.

Ich habe jedoch von einigen Seiten schon vernommen, dass ein Abbruch ja wohl besser gewesen wäre und was ich mir da denn antun würde.

Da ist zum einen der Gedanke bei vielen, dass ich weniger gelitten hätte, wenn Lena bereits in der 19 SSW gegangen wäre. Doch dem ist nicht so.

Auch zu diesem Zeitpunkt hätte ich mein Kind verloren. Das Kind das ich schon gespürt habe, das mir schon so nahe war. Doch für viele Menschen ist dieses Wesen "noch nicht vollständig", noch kein richtiges Baby und sie verstehen nicht, dass man auch um dieses Kind stark trauert.

Dann kamen solche Sätze wie " daran sind schon Beziehungen kaputt gegangen. Du musst ja auch an Deine Familie denken."

Wenn meine Beziehung also in die Brüche geht, dann habe ich das aufgrund meiner Entscheidung zu verantworten ? Ich handle verantwortungslos, wenn ich mich so entscheide?

Mit einem behinderten Kind zu leben bereitet so viele Probleme, dass ich mich doch wohl dagegen entscheide? Weil es doch nicht in unser so geordnetes Leben passt?

Mir wurde das Gefühl vermittelt, das ich es selbst Schuld bin, wenn von nun an mein Leben den Bach runter geht, weil : Ich hätte mich ja anders entscheiden können.

Die moderne Medizin ermöglicht uns immer mehr und immer früher Erkrankungen im Mutterleib festzustellen, aber fördert sie nicht auch immer mehr die Selektion des kranken Menschen? Muss ich mir solch unangenehme Dinge ersparen?

Sie ist meiner Meinung nach jedenfalls nicht kritiklos zu sehen.

Hier obliegt den betreuenden Ärzten ein ganz hohe Verantwortung. Sie haben die Aufgabe, Eltern so zu betreuen, dass Ihnen die Entscheidungsfreiheit bleibt. Sie müssen beraten und dürfen in keinster Weise in eine bestimmte Richtung lenken. Auch sollten sie keine persönlichen Auffassungen an die Eltern herantragen, damit diese sich frei entscheiden können. Sie sollten einfach nur die Möglichkeiten aufweisen.

Ich hatte großes Glück von Ärzten so betreut zu werden. Doch leider habe ich schon oft gehört, dass dies überhaupt nicht selbstverständlich ist und das finde ich ziemlich schlimm.

 

Aber ich habe auch andere Erfahrungen gemacht.

Viele Menschen haben mir ihre Bewunderung ausgesprochen. Bewunderung dafür diesen schweren Weg mit meinem Kind zu gehen. Viele Menschen haben mich unterstützt in meiner Entscheidung, dass mein Baby den Zeitpunkt, wann es geht, selbst bestimmen soll.

Das hat mir Kraft gegeben.

Und ich kann sagen :

 

Ich habe keinen einzigen Tag bereut!

 

Ich bin dankbar für jeden Tag, den mein Baby in meinem Bauch war und für jede Stunde, die wir mit ihr nach ihrer Geburt erleben durften.

                                           Denn es ist mein Kind.

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